….und die Geschichte, die dahinter steht

 

Der Kontakt mit Frau Gruner begann im Sommer 2012, als die Künstlerin nach dem Tod ihres Mannes den Nachlass ihres Mannes geordnet und sich überlegt hatte, wer in Deutschland wohl Interesse für die frühe Aquarellserie haben könnte, die ihr Mann 1942 und 43 als 19-Jähriger in der russischen Stadt Nowgorod am Wolchow nicht nur gemalt, sondern auch unversehrt aus dem Krieg mit in die Heimat gebracht hatte. Sie schickte brillante Fotos der Aquarelle an die Stadtverwaltung Bielefeld, die sie wiederum an die Städtepartnerschaft Bielefeld – Welikij Nowgorod weiterreichte.

Im Herbst 2013 war es nach langem Briefwechsel mit Traute Gruner endlich soweit, dass die 12 Aquarelle- eins der Mitglieder aus dem Vorstand hatte sie eigenhändig in seinem Privatauto bei der Künstlerin abgeholt – in einem der Sitzungssäle des Bielefelder Rathauses für die Dauer eines Jahres aufgehängt wurden. Frau Gruners Absicht, die Bilder en bloc zu verkaufen, blieb aber ohne Erfolg. Nach Ablauf des Jahres war die Situation unverändert.

Meine eigene Beziehung zu Nowgorod war in mehr als 30 Jahren schließlich so fest geworden, dass mein Mann und ich uns vor Jahresende dazu entschlossen, die Bilder selbst zu kaufen und zusammen aufzuhängen. Wenig später machte der inzwischen verstorbene frühere Vorsitzende und Nowgorod-Fan Dietrich Becker den Vorschlag, Motive der Bilder als Postkarten im Verein zu verteilen und vor allem auch den Nowgoroder Freunden zum Beispiel zu Weihnachten zu schicken.

Die Aktion war sehr erfolgreich und endete mit dem Beschluss, in Nowgorod baldmöglichst eine gemeinsame Ausstellung der Gruner-Aquarelle mit Bildern des bekannten russischen Malers I. Pustavoitjev zu organisieren. Das wäre ein wichtiges Signal in einer Zeit der sich verfestigenden Entfremdung zwischen den russischen und deutschen Partnern. Weitere Monate vergingen, in denen mit dem AA, dem deutschen Zoll, dem Nowgoroder Staatlichen Museum und deren Kontaktpersonen konkrete Schritte für die zeitweilige Ausfuhr und baldige und vor allem sichere Rückführung der Bielefelder Bilder beraten wurde. Schließlich zwangen die geplante Ausstellungseröffnung und das Flugdatum von Brunhild Hilf, die die Bilder erst nach St. Petersburg und dann weiter bis W.Nowgorod begleiten sollte, zum Handeln. Anfang Mai hingen die „frühen Gruners“ dann doch noch pünktlich während der Feiern zum Sieg über die Naziherrschaft für höchstens 2 Wochen neben den russischen Bildern. Hoffentlich haben einige 20 oder mehr Nowgoroder sich Gedanken über Kunst im Krieg und über Freund und Feind gemacht, bevor der deutsche Bilderanteil dann die Rückreise antrat - übrigens im Zusammenhang mit einer Delegation des Bielefelder OB Pit Clausen.